Der Wochenmarkt im Mittelalter - Warenangebot und Lebensmittel

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Der mittelalterliche Wochenmarkt diente in erster Line der Grundversorgung der Einwohner in den Städten mit Lebensmitteln und Rohstoffen wie Bauholz, Brennholz und Textilfasern. Die damals auf den Wochenmärkten angebotenen Lebensmittel und Produkte unterschieden sich von den heutigen und gleichzeitig finden sich viele Ähnlichkeiten. Da auch Rohstoffe gehandelt wurden, waren Textilfasern wie Wolle, Flachs und Hanf sowie Holz und alle anderen Waren aus dem Wald wichtige Erzeugnisse auf dem mittelalterlichen Wochenmarkt. Folgende Lebensmittel waren im Angebot:

Brot und Getreide: Brot, als Hauptnahrungsmittel, war das wichtigste Lebensmittel, also war Getreide sehr wichtig. Damalige Getreidesorten waren: Gerste, Roggen, Hafer, Rispenhirse, Buchweizen, Weizen (Emmer), Einkorn und Dinkel. Beim Anbau von Getreide spielten regionale Gegebenheiten wie Bodenbeschaffenheit und Klima eine grosse Rolle. So war das Getreideangebot regional sehr unterschiedlich.

Gemüse und Obst: Saisonale Produkte wie Gemüse spielten in der Ernährung eine geringere Rolle als heute. Wichtig waren Erbsen, Pferdebohne, Pastinak, Kraut, Kohl und Rüben besonders für die ärmeren Bevölkerungsschichten. Obst wurde in der Natur gesammelt, neben Nüssen, Wildobst und Beeren, wie wir sie kennen (Himbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren, Holunderbeeren), sammelte man z.b. Vogelkirsche und auch die Beeren vom Weißdorn und der Eberesche (Vogelbeeren). Die Mönche in den Klöstern beschäftigten sich mit der Kultivierung von Obstsorten, und so gab es ab dem Hoch- und Spätmittelalter auch Äpfel, Birnen, Pflaumen, Zwetschgen, Weintrauben, Kirschen, Erdbeeren, Pfirsiche, Mispeln, Quitten, Speierlinge, Elsbeeren, Berberitzen, Mandeln, Feigen, Kastanien usw.

Kräuter und Gewürze: Kräuter und Gewürze wurden in der Natur gesammelt, die noch vorhandene Pflanzenvielfalt in der Natur bot eine reiche Auswahl. Gebräuchlich waren z.B.: Kümmel, Dill, Petersilie, Knoblauch, Salbei, Weinraute, Beifuß, Fenchel und Sellerie, Liebstöckel, Kerbel, Mohn, Minze, Koriander, Rosmarin und Wacholder.Der Bedarf an Kräutern und Gewürzen war hoch, denn sie waren die Medizin des Mittelalters. Daneben benötigte man Kräuter und Gewürze zur Haltbarmachung der Lebensmittel und um die einfachen Gerichte geschmacklich aufzuwerten. Neben der Sammlung in der Natur wurden die Kräuter und Gewürze auch in den Gärten angebaut und in Klostergärten kultiviert.

Fleisch: Fleisch war ein wichtiges Lebensmittel. Das im Wald lebende Wild bot ein umfangreiches Angebot, das allerdings dem Adel vorbehalten war. Neben Fasanen, Auerhähnen, Gänsen, Enten, Wachteln, Schnepfen, Kranichen, Reihern und Rebhühnern verspeiste der Adel auch gerne junge Stare, Krähen, Biber, Bären, Murmeltiere, Adler und Zaunkönige. Bei besonders festlichen Anlässen gab es z.B. Schwanen- oder Pfauenbraten, Bärenschinken oder Biberschwanz.

Für die Bauern und Bürger gab es das Fleisch von Rindern, Schweinen, Ziegen, Schafen, Pferden, Hühnern und Gänsen. Dieses Fleisch stand frisch nur saisonal zur Verfügung, aus folgendem Grund: Bis auf das Hausschwein waren diese Tiere in erster Line Nutztiere, die man schlachte wenn sie keinen Nutzen mehr brachten. Also wenn die Kuh oder Ziege keine Milch mehr gab, der Ochse oder das Pferd den Karren nicht mehr zog oder das Huhn keine Eier mehr legte. Ein weiterer Grund war der Mangel an Futtermittel um die Tiere über den Winter zu bringen, so wurden sie im Herbst geschlachtet.

Schweine waren selbst für einfache und arme Bauern einfach zu halten. Die Schweine, damals noch dem Wildschwein sehr ähnlich, ernährten sich auf Brachland und auf den Strassen der Dörfer, sie waren die Müllabfuhr des Mittelalters. Ab Oktober ging es in den Wald, dort ernährten sich die Schweine von Eicheln, Bucheckern und Pilzen und von November bis Dezember war dann Schlachtzeit. Speck, Pökel- und Rauchfleisch wurden mit Salz im Faß als Wintervorrat konserviert. Würste und andere frische Produkte mußten schnell verzehrt werden und wurden zum Weihnachtsmenü.

Die Tiere wurden komplett verwertet, die Häute zu Leder und Papier verarbeitet, Hoden und Augen als Delikatessen verzehrt. In die Gedärme wurde die Wurst gefüllt, oder Saiten für Musikinstrumente gemacht, aus der Schweineblase wurde ein Ball zum spielen, aus Ochsenblut Farbe gemacht.

Fisch: Augrund der vielen kirchlichen Fastentage war Fisch für alle Bevölkerungsschichten unentbehrlich, und alle entwickelten mit viel Kreativität Methoden, um dem hohen Fischbedarf nachzukommen. Mönche züchteten Karpfen, die in die Höhe statt in die Länge wuchsen, Bauern und Fischer bastelten Reusen, Netze und Angeln, um möglichst viel Fisch aus Bächen und Seen zu fangen. Der Adel und die Kirche versuchten per Erlass, die Kontrolle über die Gewässer zu bekommen und sich das lukrative Geschäft mit dem Fisch zu sichern.

Käse: Käse wird bereits seit der Steinzeit hergestellt und wurde aus fetthaltiger Sommermilch hergestellt. Käse war sicher mit im Angebot auf dem mittelalterlichem Wochenmarkt. Ob Milch auf mittelalterlichen Wochenmärkten angeboten wurde konnte ich bis jetzt noch nicht recherchieren.

Honig, das einizig süsse Lebensmittel, war sicher ein teures Produkt, das von den Zeidlern in waldreichen Gebieten gewonnen wurde.

Das Warenangebot auf mittelalterlichen Wochenmärkten war dem was wir auf dem bäuerlichen Wochenmarkt kaufen können nicht unähnlich. Das Angebot war stärker saisonal geprägt, und regional unterschiedlicher als heute, da es die sog. moderne Landwirtschaft noch nicht gab, und die erzeugten landwirtschaftlichen Produkte von Bodenbeschaffenheit und Klima abhängig war.

Im nächsten Beitrag geht es um die Konservierung von Lebensmitteln, die für ein dauerhaftes Angebot auf dem mittelalterlichem Wochenmarkt sorgen.