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Hurra - ehrliches Fastfood mitten in München

München feiert wie jedes Jahr Stadtgründungsfest, eine schöne Gelegenheit für einen abendlichen Stadtbummel. Den Rest des Abends geniessen wir am Odeonsplatz, dort duftet es am appetitlichsten, die Musik der Band ist super und der Getränkenachschub funktioniert reibungslos. Der Duft kommt vom Neuburger Rahmbrot Stand. Hier wird Neuburger Rahmbrot zubereitet, frisch im Steinofen gebacken, und noch ofenwarm gegessen. Man sieht was in diesem Rahmbrot drinnen und drauf ist, wie der Brotbäcker seine Brotfladen formt, die Damen die Fladen mit Rahm bestreichen und mit Speckwürfel belegen.  Die Bleche mit den Broten kommen in den mittelalterlich aussehenden Ofen, der mit Holz beheizt wird, und wenig später verströmen die, vor sich hin brutzelnden, Speckwürfel ein Aroma dass man es kaum noch erwarten kann in so ein Rahmbrot zu beissen. Sind die Brote fertiggebacken werden sie mit klein gehackten frischen Frühlingszwiebeln und Lauch bestreut und der Duft wird noch verführerischer, und man kann einfach nicht anderes als diese leckeren Brote zu vernaschen.
Fazit:  Perfekter  Genuss zum "weniger als ein Döner" Preis!

 

Die eine und andere Gewitterwolke zieht über den Münchner Nachthimmel, irgendwann beginnt es doch zu regnen. Die Band bestückt die Bühne mit grossen Regenschirmen, wir suchen uns ein trockenes Plätzchen unter der Feldherrnhalle und der Spass geht weiter. Die Wechsel zwischen Regen und Nichtregen werden häufger und wir tauschen unser Regendach Feldherrnhalle gegen den Durchgang zum Kaiserhof der Residenz. Ein guter Platz, im Kaiserhof findet das "Residenz Sommerfest" anlässlich des "Bayrisch-italienischen Residenzsommers" statt, und so ist es in diesem Durchgang alles andere als langweilig. Vor uns die dem regentrotzenden feierlustigen Besucher des Stadtgründungsfestes, hinter uns Menschen die, nach ihrem Abend in der Staatsoper, noch über den Kaiserhof bummelten um die Gemeinsamkeiten bayerisch-italienischer Kultur und italienische Kulinarik zu geniessen.

Ein Paar mit einer Tüte Pommes geht an uns vorbei - ich: "Sehen lecker aus die Pommes", meine eigenen Worte irritieren mich denn: 1. mag ich keine Fastfood Pommes, 2. sah ich "einen Menschen mit einer Pommestüte" und keine Pommes. 3. hatte ich keinen Hunger

Kurz darauf die nächsten Menschen mit Pommes, ich dreh mich um und auch im Durchgang verweilt ein älteres Paar um genussvoll ihre Pommes aus der Tüte zu essen. Langsam werde ich unruhig, sehr unruhig, mein Hirn blendet die Musikwahrnehmung aus  ... irgend etwas stimmt da nicht,  ....  ich beobachte weiter, sag zu Rahmstaldler "müssen wirklich lecker sein diese Pommes", er meint "Ja - aber ich mag nun nichts mehr essen".
Plötzlich ist es klar: Die Pommes-Esser hier sind keine typischen Pommes-Esser! Es sind Menschen, die wirken wie Menschen, die eigentlich nie Pommes oder Fastfood essen.  Ja das ist es - hier konsumieren Menschen Pommes, die dafür völlig untypisch sind! Lustig zu beobachten.

Wo kommen diese Pommes her, was haben sie besonders an sich? Auch mit einigen Sprizz intus treibt uns die Frage, wir müssen die Quelle finden und gehen in den Kaiserhof, in dem viele Stände und Buden aufgebaut sind. Rechts vom Eingang bei  "Annis Kartoffelhütte" entdecken wir die Pommes-Quelle. Ich studiere den Stand und endeckte etwas das aussieht wie selbstgemachte Kartoffelchips, also eine frittierte dünne Kartoffelscheibe: Die Kartoffelschale ist deutlich erkennbar,  Kartoffelscheiben sind von unterschiedlicher Grösse, ein Zeichen dass die Chips direkt aus frischen  Kartoffeln gemacht wurden.

Ich frage die nette Frau von der Kartoffelhütte, die gerade alle ihre Frittiergeräte abschaltet "Was ist das?  ... das wird doch aus einer richtigen Kartoffel gemacht" - "Ja" antwortet sie, "das ist eine Kartoffelspirale, die wir aus einer ganzen Kartoffel machen" dann zeigt sie mir zwei Kartoffeln, ich sehe Kartoffel, ganz normale Kartoffeln, die noch so aussehen, so wie sie vom Acker geerntet wurden ... es verschlägt mir die Sprache ... ich stammle "ah - und die Pommes, die Pommes, macht ihr die auch aus richtigen Kartoffeln" - sie sagt "die kommen aus Holland, die sind viel grösser ..." ich "Schade" .... Frau Anni lächelt und sagt "die Kartoffeln für die Spirale kommen aus Dachau, das sind Dachauer Kartoffeln".

Ich bin sprachlos - Mitten in München, auf der Haupt-Touri-Meile (Hofgarten, Odeonsplatz, Residenz, Glockenspiel, Viktualienmarkt), im Sommer zur Haupt-Touri-Zeit frittiert eine Frau Dachauer Karoffeln zu einer knusprigen Karoffelspriale. Ganz ohne Chemie, Fabrik, Kühlhaus, Plastik,  und einem Transport quer durch Deutschland! Diese Frau verwandelt in ihrer Kartoffelhütte eine einfache Dachauer Kartoffel zu einer Kartoffeldelikatesse, ausschliesslich durch ihr handwerklichen Fähigkeiten - ganz ohne chemische und lebensmittelindustrielle Hilfe.

Dachauer Karoffelspiralen gibt es noch bis zum 04.Juli 2010 auf dem Residenz Sommerfest im Kaiserhof der Residenz. Die Kartoffelhütte ist der erste Stand auf der rechten Seite.

Fazit: Ich beneide jeden der um den Odeonsplatz arbeitet um diesen leckeren Mittags- oder Feierabendsnack!! - Das Geheimnis der Pommes wird noch auspioniert. Versprochen!!